Wer ist für die Zufriedenheit der Menschen verantwortlich?

Wer ist für die Zufriedenheit der Menschen verantwortlich?

In vielen Organisationen und vor allem wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen hält sich hartnäckig die Ansicht, dass der Hauptzweck darin bestehe, die Mitarbeitenden zufrieden und gar glücklich machen zu müssen. Dieser Ansatz hat sich bis in die Managementbereiche durchgesetzt und nimmt daher massgeblichen Einfluss auf die Entscheidungen innerhalb der Strukturen von Organisationen und Unternehmen.

Viele Menschen haben ebenfalls die Ansicht, dass es die Aufgabe des Staates sei, den Menschen Zufriedenheit und Glück zu bringen.

Die Berichte über ein sogenanntes «feel good Management» lassen viele Mitarbeitenden dazu hinreissen, dem eigenen Arbeitgeber immer noch grössere Anstrengungen abzuverlangen, seine Mitarbeiter zufrieden «zu machen». Der Grundtenor dabei liegt auf der Hand: «wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, werden sie auch mehr leisten.» Und diese Einstellung wird kaum bis gar nicht hinterfragt. Das treibt das Management, dazu an, immer noch mehr Untersuchungen im Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit durchzuführen. Auch die Bestrebungen in vielen Personalabteilungen, ebenfalls die schwer zu befriedende Generation Y bei Laune zu halten, begründen auf den Glaubenssätzen des «feel good Management».

 

Ist es die Aufgabe des Staates oder der Firmen?

Wie gut oder sinnvoll kann es sein, wenn nicht jeder einzelne für sich selbst, sondern andere, wie der Staat, die Organisation oder die Firma für sein Wohlbefinden, Glück und Zufriedenheit verantwortlich gemacht wird? Es gibt einen bestimmten Punkt, der bei diesen Anstrengungen völlig ausser Acht gelassen wird.

Was treibt die Menschen an? Wie entwickeln sich neue Ideen, wie wird man Innovativ? Keine Veränderungen und kein Fortschritt wurden jemals aus der Zufriedenheit heraus erreicht. Der Antrieb der Menschen war immer, aus der Unzufriedenheit heraus, aus einem Mangel, Druck oder Unbehagen heraus etwas zu verändern, zu verbessern oder neu zu machen. Wenn also die Firma, Organisation oder gar der Staat versucht, alle zufrieden zu stimmen, wo bleibt dann der Antrieb und der Fortschritt?

Dasselbe System verfolgt auch der Verkauf mit seinen Entlohnungsmodellen. Das Fixgehalt soll «genügen», um eine finanzielle Grundsicherheit bieten zu können. Jeder Mitarbeiter im Verkauf hat somit die Möglichkeit, sein Gehalt durch seinen Einsatz aufzubessern, bis er selbst damit zufrieden ist. So sind in vielen Firmen die variablen Gehälter, resp. Die Leistungsabhängigen Entlohnungsmodelle abgeschafft worden, weil die Mitarbeiter Ihre «Unzufriedenheit» darüber bekundet hatten. Somit erhält jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin gleich viel Gehalt. Und dieses wird nicht nach Leistung, Innovationen oder Lösungen gemessen, sondern lediglich nach der Zeit, die dem Unternehmen oder der Organisation vom Mitarbeiter gegeben wurden. Scheint auf den ersten Blick fair zu sein. Sicher ist auch mit weniger Druck zu rechnen.

Man muss aber beachten, dass somit ein talentierter, engagierter und motivierter Mitarbeiter, der gemessen an den Zielen viel mehr leistet als manch andere, «nur gleich viel» bekommt wie diejenigen, die sich höchstens mit dem Mittelmass zufriedengeben.

Ist das fair? Kurzfristig ist dies für die Mehrheit sicher fair. Wenig Herausforderung, wenig Druck und ein im Vergleich akzeptables Gehalt.

 

Stillstand – als Ergebnis der Zufriedenheit

Wenn die Motivation zur Veränderung fehlt, mit aller Kraft am Status Quo festgehalten wird und kein Reiz mehr besteht, mehr zu wollen. Ist Stillstand unausweichlich.

Stillstand ist für viele Menschen nicht negativ. So kennen wir alle die Leute, die gerne an einem System festhalten. Gerne darüber reden, wie lange man etwas schon «genau so gemacht hat» und man dies sicher nicht ändern wolle.

Der Satz: «war so, ist so, bleibt so» steht sinnbildlich dafür, dass man zufrieden ist, mit dem aktuellen Status. Es ist bequem, ja sogar sehr angenehm, sein bekanntes Umfeld, seine Prozesse, seine Gewohnheiten etc. nicht verlassen zu müssen.

Zugegeben, die Firmen sind grösstenteils schlicht überfordert, seine Belegschaft zufrieden zu stimmen. Das kommt daher, dass deren Bedürfnisse unterschiedlicher nicht sein könnten.

Ist es nun mehr Home-Office? Ist es mehr Gehalt? Sind es die gratis Kaffees oder Snacks? Gratis Parkplatz oder Ferientage? Vaterschaftsurlaub? Einfache Ziele wie zum Beispiel weniger Umsatz oder weniger Termine? Die Liste könnte selbstverständlich beliebig erweitert werden.

 

Warum ist Stillstand schlecht?

Alle Organisationen und Firmen wurden einmal für einen bestimmten Zweck gegründet. Durch diesen Zweck entsteht eine Verpflichtung des Ur-Auftrags gegenüber. So bilden die Schulen beispielsweise Menschen aus, Krankenhäuser heilen Menschen, Banken verwalten und transferieren Vermögenswerte und Reisegesellschaften befördern Güter und Menschen etc.

Nebst der Verpflichtung gegenüber dem Auftrag, besteht auch eine Verpflichtung für die Mitarbeitenden im Betrieb.

So sind aber die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden oder des Auftrags einem stetigen Wandel unterworfen, was dem Auftrag der Organisationen und Firmen keinen Platz für Stillstand lässt. Auch wenn dies den Grossteil der Belegschaft zufriedenstellen würde.

Die weiteren Kräfte im Wettbewerb stehen dem Stillstand ebenfalls entgegen.

Wenn also eine Organisation oder Firma dem Druck von innen nach Zufriedenheit und Stillstand nachgibt und seine Anstrengungen zur Befriedung der Belegschaft gar noch ausbaut, wirkt sich das Ergebnis negativ auf die Sicherheit und Überlebensfähigkeit der gesamten Organisation aus.

 

Also müssen die Mitarbeiter generell unzufrieden sein? Keinesfalls!

Das Ziel jeder Firma soll es sein, attraktiv für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sein. So dass man die Besten unter Ihnen rekrutieren kann. Somit neues Know-How und neuen Antrieb in die Firma zu holen.

Die Mitarbeiter am gemeinsamen Erfolg teilhaben zu lassen und die erbrachten Leistungen entsprechend zu würdigen sind ein Anfang. Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten sind ein weiterer Pfeiler, den die Menschen antreiben kann.

Damit eine Gleichbehandlung oder eine gewisse Chancengleichheit unter den Mitarbeitenden besteht, kommt keine Organisation oder Firma um ein Mitarbeiter- resp. Teamreglement herum.

So ist es auch ratsam, Inputs für Neuentwicklungen, Innovationen und Verbesserungen zu belohnen. Genauso, wie im Marketing oder Verkauf den Mitarbeitenden, die einen grossen Teil zum Erfolg der Firma beitragen und viele neue Kunden begeistern können, eine wirklich gute Provision zukommen soll.

Denn man muss bedenken, die Stars jedes Proficlubs, wechseln zur Konkurrenz, wenn sie nicht die Anerkennung und Chancen erhalten, die Ihnen zustehen. Vor allem dann, wenn jemand anders Ihnen diese geben will.

 

Der schmale Grat zwischen Zufriedenheit und Unzufriedenheit

Nun haben wir auf der einen Seite die Erkenntnis, dass der Fortschritt und die Überlebensfähigkeit der Firmen auf einer gewissen Unzufriedenheit beruht, welche die Menschen antreibt.

Auf der anderen Seite ist es die Zufriedenheit und die Anerkennung, welche die guten Mitarbeiter anzieht und beim Unternehmen halten kann.

Dieser schmale Grat ist für jeden Unternehmer nicht immer einfach zu finden. So sind Negativbewertungen auf Kununu wahres Gift für die Rekrutierung neuer Stars. Andersherum wirken sich die negativen Bewertungen auf Google direkt auf den Umsatz eines Unternehmens aus und bedeuten mittlerweile bares Geld.

Hier einen Plan zu haben, ist für jede Organisation und jede Firma speziell im Zeitalter der Digitalisierung eine Pflicht!

Und an alle, die diesen Kelch in der Vergangenheit gerne an sich vorbeiziehen liessen, sei gesagt: Wenn sich Corona auf die Wirtschaft und speziell auf das Kundenverhalten ausgewirkt hat, dann mit Sicherheit im Bereich der Digitalisierung. Wer da jetzt nicht mitmacht, wird schlichtweg abgehängt, egal wie lange man schon auf dem Markt war und wie lange man schon Erfahrung in etwas hatte.

 

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Marc A. Bigger